Nebst gesundheitlichen und ökonomischen Gesichtspunkten ist es gerade beim Bau einer Antenne zur kommerziellen Nutzung in einem Kirchturm unverzichtbar, dass die betroffene Kirchgemeinde auch religiöse, soziale und moralische Argumente abwägt. Wurde dies in Wahlen ausreichend genug getan?

Welche Haltung nimmt das Bistum ein?

Bischof Felix Gmür hatte ein erstes Mal im 2014, dann Mitte 2019 wiederholt und im Januar 2020 erneut und eindringlich davor gewarnt, dass wegen möglicher gesundheitlicher Langzeitschäden und dem Spaltungspotential innerhalb der Kirchgemeinde keine Mobilfunkantennen in Kirchtürmen gebaut werden sollten.

Kirchen seien keine Geldquellen und sollten «nicht zu kommerziellen Zwecken genutzt werden, weil dies ihrer ureigenen Bestimmung widerspricht». (Quelle 1)

Mit diesen Aussagen wird klar, dass selbst der Bischof mögliche Schädigungsrisiken von Mobilfunkstrahlung anerkennt. Er weist damit auch ganz klar auf die Verantwortung der Kirche gegenüber möglichen Betroffenen hin.

Was ändert sich mit der geplanten Antenne im Kirchturm in Wahlen?

Elektrosensible Mitmenschen fanden bisher in Wahlen ein Dorf mit hoher Wohnqualität. Wahlen ist eine der wenigen Gemeinden im Laufental, die (noch) keine Mobilfunkantenne mitten im Dorf hat. Die von Mobilfunk-Strahlung beeinträchtigen Einwohner fanden deswegen auch in unserer Kirche bisher einen behüteten Zufluchtsort, der ihnen nun kaltherzig entzogen wird. Der Kirchturm wird mit der geplanten Antenne zum Träger für Telefongespräche und Internet und strahlt nebst sachlichen Informationen auch Pornografie (über 30% des Internetverkehrs), Gewaltverherrlichung, Kriegstreiberei, Kriminalität („Dark Net“) und bis hin zur Gotteslästerei alles aus. Quelle 2

Welche Verantwortung liegt beim Kirchenrat?

Seit dem November 2018 kämpft der Kirchenrat in Wahlen unbeirrt und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln für den Bau einer Mobilfunk-Antenne im Kirchenturm.

Er widersetzt sich damit nicht nur der geistigen Führung der Kirche sondern nimmt dadurch auch alle bekannten Schädigungsrisiken einer Mobilfunkantenne mitten im Dorf, neben Schule, Kindergarten und Spielplätzen bewusst in Kauf. Und er setzt sich damit auch über legitime Schutzbedürfnisse von einem Teil der Dorfgemeinschaft einfach hinweg.

Offenbar ist das Geld ein gewichtigeres Argument als die Verantwortung für betroffene Mitmenschen, die unter der durchgehend vorhanden Mobilfunkbestrahlung einer Antenne im Kirchturm leiden. (Quelle 2)

Demokratie, Dialog oder Rechtsweg?

Die Kirchenräte von Wahlen haben eine 15-jährige Verpflichtung unterschrieben, ohne für diese Geschäftshandlung einen klar formulierten Auftrag oder eine Bevollmächtigung der Kirchgemeinde erhalten zu haben.

Das Bistum Basel schreibt in seiner Warnung: «Sehr gute Abklärungen und eine offene Kommunikation sind unerlässlich.» (Quelle 1)

Obwohl dieses Rechtsgeschäft alle Nachbarn in Blickweite des Kirchturmes betrifft, wurde die effektive Tragweite aktiv verschwiegen. Das Vorhaben wurde weder mit den unmittelbaren Nachbarn besprochen, wie das sonst üblich ist, noch wurde die Kirchgemeinde vor der Vertragsunterzeichnung umfassend über das Vorhaben informiert.

Erst durch Petitionen, Referenden und einer Informationskampagne der Antennenkritiker wurde die Kirchgemeinde widerwillig und vordergründig in den Prozess integriert. Die aktive Beteiligung der Kirchgemeindemitglieder wurde jedoch und wo möglich mit juristischer Unterstützung verhindert und den gemeinsamen Dialog oder die demokratische Auseinandersetzung ausgehebelt.

Der einzige noch offene Weg ist der Rechtsweg. Dafür hat der Kirchenrat im Budget für 2021 nun CHF 10’000 eingesetzt. (Quelle 2)

Quellennachweis

Quelle 1
Vom Einbau von G5-Antennen in Kirchtürmen und kirchlichen Einrichtungen rät das Bistum Basel ab. Zürich, 21.6.2019:
https://www.kath.ch/newsd/bistum-basel-warnt-vor-einbau-von-g5-antennen-in-kirchtuermen

Position und Empfehlung Mobilfunkanlage im Kirchturm„ Positionspapier des Bistum Basel vom 01.01.2020:
http://www.bistum-basel.ch/Htdocs/Files/v/11963.pdf

Quelle 2
Sie finden verschiedene Berichte über die Situation in unserem Dorf hier auf unserer Webseite. Suchen Sie nach «Kirchenrat» Falls Sie einsicht in das vom Kirchenrat veröffentlichte Budget 2021 wünschen, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahm unter „Kontakt

Die Vorbildrolle des Kirchenrates

Tragen die Kirchen nicht Mitverantwortung für den gesellschaftliche Konsens und setzen zugleich ethische Massstäbe für das menschliche Zusammenleben?

Weshalb ignorieren die Kirchenräte sämtliche Warnungen aus der Wissenschaft, die Bedürfnisse von vielen Mitmenschen in unserer Gemeinde Wahlen und die Haltung des Bischofs und des Bistums selbst, das sich unmissverständlich klar gegen Mobilfunkantennen in Kirchtürmen ausspricht?

Der Kirchenrat hat im Budget 2021 das erste mal einen Betrag von CHF 10`000.- für Anwaltskosten und Rechtsauskünfte vorgeschlagen. Will sich der Kirchenrat damit auch auf rechtlichem Weg den legitimen Bedürfnissen von vielen Mitmenschen im Dorf widersetzen?

Belächeln die Kirchenräte mit ihrem Durchzwängen der Mobilfunkantenne im Kirchturm explizit sämtliche bekannten Schädigungsrisiken einer Mobilfunkantenne in unmittelbarer Nähe zu heranwachsendem Leben und der Natur?

Unterstützen sie mit ihrem Verhalten womöglich auch die Rufschädigung der katholischen Kirche und fördern damit die aktive Abwanderung von Kirchenmitgliedern selbst?

Und dies alles nur fürs Geld? Oder weil den Exponenten der Mut fehlt, eine Fehlentscheidung einzugestehen und diese rückgängig zu machen?

Kein Schädigungsrisiko eingehen. Der Kirchturm in Wahlen ist der falsche Ort für eine Mobilfunkantenne
Kein Schädigungsrisiko eingehen. Der Kirchturm in Wahlen ist der falsche Ort für eine Mobilfunkantenne